Perioperative Ernährung bei abdominalchirurgischen Eingriffen

abgeschlossene Studie - "Therapiebeobachtung zur perioperativen Ernährung bei elektiven abdominalchirurgischen  Eingriffen – insbesondere bei Patienten mit maligner Grunderkrankung"


Verschiedene Studien konnten bereits zeigen, dass Patient:innen mit unterschiedlichen Grunderkrankungen bereits bei der Krankenhausaufnahme sowie während des Aufenthaltes mangelernährt sind (Pirlich M. et al. 2006).
Der Zusammenhang zwischen Mangelernährung und Verweildauer im Krankenhaus spielt vor allem hinsichtlich ökonomischer Aspekte eine bedeutende Rolle. Kwag et al. (2014) zeigten zum einen, dass bei mangelernährten Patienten mit kolorektalem Karzinom postoperativ häufiger Komplikationen auftraten. Zum anderen besaßen die Patient:innen mit erhöhtem Risiko für Mangelernährung eine längere Verweildauer im Krankenhaus. Es existieren bisher kaum Studien hinsichtlich des verbesserten Outcomes durch Ernährungssupplementierung.
 

Ziel der Studie

Es sollten organisatorisch feste Strukturen geschaffen werden, die ein kontinuierliches Ernährungsscreening und eine Ernährungsberatung sowie, falls notwendig, supportive Ernährung beinhalten. Die Relevanz der Ernährung innerhalb der Therapie soll gefestigt werden. Komplikationsraten, Verweildauer sowie Rehospitalisierungsraten sollen durch Erhalt und Aufbau dieser Strukturen gesenkt werden.
 

Methoden

Die Fragestellung bezog sich ausschließlich auf Patient:innen mit maligner Grunderkrankung, bei denen eine onkologische Resektion durchgeführt wurde. Es fand eine kontinuierliche Erfassung des Ernährungszustandes, insbesondere bei Patient:innen mit abdominalchirurgischen Eingriffen statt. Mangelernährte Patient:innen wurden perioperativ erfasst und erhielten eine Ernährungsberatung. Das Screening wurde mittels NRS-2002-Score (Nutritional Risk Screening) durchgeführt. Im Bedarfsfall wurde eine enterale Zusatzernährung verabreicht. Des Weiteren wurden Parameter erhoben, welche postoperative Komplikationen, Mortalitätsrate, Krankenhausverweildauer sowie die Lebensqualität aufzeigen.
Damit das Screening sowie eine Beratung kontinuierlich gewährleistet war, wurde eine zusätzliche Vollzeitstelle für eine Ernährungsberaterin geschaffen. Die Patient:innen wurden gescreent, individuell beraten und unterstützend erhielten sie ergänzend Materialien zum Nachlesen. Insgesamt konnten 208 Patient:innen ausgewertet werden.
 

Ergebnisse

Etwa 73% der Patient:innen vor elektiven abdominalchirurgischen Eingriffen bei maligner Grunderkrankung zeigten einen NRS Wert 3 und höher. Am Häufigsten wurde NRS 3 und NRS 4 gemessen. Der Schwerpunkt der potentiell Mangelernährten befindet sich in der Altersgruppe der 70 – 79 Jährigen. Bei allen Entitäten ist der Anteil der potentiell mangelernährten Patienten (NRS ≥ 3) höher als der Anteil mit NRS <3. Bei Patient:innen mit einer postoperativen Verweildauer von mehr als 30 Tagen, lag bereits präoperativ ein erhöhtes Risiko für Mangelernährung vor.

 

Zusammenfassung und Ausblick

Dank dieser Studie konnte eine Struktur etabliert werden, die der Erfassung des Ernährungszustandes der Patient:innen dient. Die Ärzte und Pflegekräfte wurden für das Thema sensibilisiert und wurden von einer Fachkraft unterstützt.
Die Patient:innen profitierten von einer individuellen Ernährungsberatung und erhielten weiterführende Informationen.
Die Studie zeigt die Relevanz auf, Patienten mit malignen Grunderkrankungen präoperativ auf ein Ernährungsrisiko zu untersuchen, zu beraten und bei Bedarf durch supplementäre Ernährung zu unterstützen. Etwa 73% der Patienten zeigten bereits präoperativ ein Risiko für eine mittelgradige Mangelernährung.
Die Ergebnisse dieser Studie können als Basis weiterer Studien und Fragestellungen dienen. Weiterführende mögliche Analysen könnten beispielsweise sein:
 
  • Gibt es einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Tumorstadium und Risiko für Mangelernährung?
  • Lässt sich das Risiko für postoperative Komplikationen durch das Risiko für Mangelernährung anhand einer Korrelation erfassen?
  • Wie kann man innerhalb eines Netzwerkes von Behandlern Strukturen schaffen, die das Ernährungsrisiko der Patient:innen erfassen und behandeln?
  • Gibt es eine Möglichkeit die Rehospitalisierungsrate zu erfassen?
  • Welche weiteren Erkrankungen gehen mit einem erhöhten Risiko für Mangelernährung einher?